Antrag: Schutz vor Lichtverschmutzung

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

Für die nächste Sitzung des UKKNA und ggf. Folgeausschüsse beantragen wir folgenden Tagesordnungspunkt:

Schutz vor Lichtverschmutzung

Das Thema Lichtverschmutzung ist bisher bei den politischen Beratungen noch nicht thematisiert worden. Es gibt einen Lichtmasterplan Ratingen für den Innenstadtbereich, dessen Umsetzung bezüglich der Akzentbeleuchtung des Wehrgangs am Trinsenturm noch im letzten Jahr vom Rat eingefordert wurde. Auch wird im Lichtmasterplan als Ziel die deutliche Reduzierung des hohen Streulichtanteils genannt, aber es gilt noch weitere Aspekte zu beachten, wenn man nachhaltige Maßnahmen gegen die auch in Ratingen zunehmende Lichtverschmutzung ergreifen will. Daher stellen wir folgenden Antrag:

Die Verwaltung wird gebeten, in der nächsten Sitzung über die Maßnahmen zum Schutz vor Lichtverschmutzung in der Stadt Ratingen zu berichten:

  • Welche Maßnahmen sind geplant, um auch bei Akzentbeleuchtungen von öffentlichen und städtischen Gebäuden dafür zu sorgen, dass die Nacht geschützt wird?
  • Welche Maßnahmen sind geplant, um private sowie gewerbliche Eigentümer*innen bei einer nachtfreundlichen Lichtgestaltung zu beraten?
  • Welche Maßnahmen sind geplant, um veraltete Straßenbeleuchtung zu modernisieren und sicherzustellen, dass zukünftige Straßenbeleuchtung zeitgemäß ist?

Erläuterung:

Straßenlampen, Leuchtreklamen, Akzentbeleuchtungen – alle machen unsere Nacht zum Tag. Die einst zum Schutz und Orientierung gedachte Beleuchtung schadet inzwischen nicht nur unserer Gesundheit, sondern auch vielen Tieren.

Insektensterben/ Biodiversitätsrückgang
Insekten können sich nicht hinter Jalousien verstecken und werden nachts von künstlichen Lichtquellen angelockt und kreisen, bis sie vor Erschöpfung verenden oder in der Hitze verbrennen. Auf diese Weise sterben jede Nacht Milliarden von Käfern, Motten und anderer Fluginsekten – ein enormer Artenverlust. Außerdem werden die nächtlichen Lebensräume nachtaktiver Insekten verkleinert oder zerstört. Oft haben die künstlichen Lichtquellen auch einen negativen Einfluss auf ihr artspezifisches Verhalten, und die Fortpflanzungsaktivität der Insekten wird dermaßen gestört, dass sie sich nicht mehr vermehren können. Bei Zugvögeln beeinträchtigt das Kunstlicht ihren Orientierungssinn, sie werden auf ihren Wanderrouten gestört und fliegen in beleuchtete Gebäude. Fledermäuse werden aus ihren Lebensräumen verdrängt und selbst Bäume werden von künstlichen Lichtquellen beeinflusst. Sie behalten zum Beispiel im Herbst länger ihre Blätter und können dadurch leichter erfrieren.

Tag-Nacht-Rhythmus
Beim Menschen und vielen Tieren wird auch der Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Die Zirbeldrüse im Gehirn produziert nur bei Dunkelheit den Botenstoff Melatonin, der für den Schlaf sorgt. Dieser Prozess wird gestört, wenn es einen ständigen Lichteinfall z.B. durch Straßenlaternen und Leuchtreklamen gibt. Die Folgen sind Schlafmangel und Leistungsabfall.

Verlust des Himmels
Durch die Lichtverschmutzung können wir in Städten kaum noch die faszinierenden Himmelsobjekte beobachten. Bei dunklem Himmel kann man etwa 4500 Sterne sehen. In unseren Städten sind es in klaren Nächsten allerdings nur noch rund 450 Sterne, die wir wahrnehmen können. Das ist ein enormer Verlust unseres kollektiven Kulturguts. Fragen Sie mal Ratinger Kinder, wie viele von Ihnen hier schon einmal die Milchstraße mit bloßem Auge gesehen haben. Die Lichtverschmutzung beraubt uns eines faszinierenden Naturerlebnisses und eines großen Teils unserer Lebensqualität.

Energieverbrauch und Klimaschutz
Die Beleuchtung unserer Straßen und Städte benötigt Rohstoffe und Energie, dies wiederum erhöht den CO2-Ausstoss und trägt somit zur Klimaerwärmung bei. Daher ist eine Verringerung der Lichtverschmutzung auch ein wichtiger Beitrag zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels.

Mit freundlichen Grüßen

Edeltraud Bell, 2. Stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Isabella Kappner, Ratsmitglied